Glyphosat in der Luft

Das Umweltministerium nennt die Ergebnisse „besorgniserregend“. In einer Studie weist das „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ nach, dass die Luft bundesweit mit dem mutmaßlich krebserregende Stoff Glyphosat belastet ist – neben weiteren Pestiziden. Dass sich Pestizide in der Luft verteilen ist schon lange bekannt. Wenn sich der Boden erwärmt, steigen Ackergifte zusammen mit Dunst und feinen Staubteilchen in höhere Luftschichten auf und werden mit dem Wind kilometerweit fortgetragen. Doch In welchem Ausmaß dies geschieht, hat nun eine bundesweite Studie des „Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“ und des Umweltinstituts München erstmals systematisch belegt. [show_more color=“#000000” align=“left“ more=weiterlesen… less=…weniger]

Dazu sammelten Freiwillige an 116 in Deutschland verteilten Standorten Proben für die Studie. In fast allen Proben fand das Labor Pestizide; in einem Sammler waren es sogar 33 verschiedene Wirkstoffe. Besonders hoch war die Belastung in Gebieten mit vielen Getreideäckern und in Regionen, in denen die Landwirte viel Obst und Gemüse anbauen. Sogar im Nationalpark Bayerischer Wald und im Harz auf dem Gipfel des Brocken ließen sich die Spritzgifte nachweisen, ebenso in Regionen, die großflächig biologisch bewirtschaftet werden.

Glyphosat verbreitet sich auch über die Luft

In allen Sammlern und Filtermatten fand das Labor Glyphosat. Damit konnte die Studie nachweisen, dass sich der wahrscheinlich krebserregende Wirkstoff auch über die Luft verbreitet. Bisher hatten Hersteller und Zulassungsbehörden das vehement ausgeschlossen und kein Risiko darin gesehen. Schließlich sei Glyphosat schwer flüchtig, argumentierten sie. Doch wahrscheinlich heftet sich der Wirkstoff an kleine Bodenpartikel, die der Wind verweht.

„Die Bundesregierung muss Produkte mit den Wirkstoffen Glyphosat, Pendimethalin, Prosulfocarb, Metolachlor und Terbuthylazin sofort vom Markt nehmen“, stellt Boris Frank, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, dessen wichtigste Forderung vor. „Denn diese fünf Wirkstoffe konnten am häufigsten und weit entfernt von den Ursprungs-Äckern nachgewiesen werden.“ Bis 2035 solle die EU-Kommission schrittweise alle synthetischen Pestizide verbieten und dabei mit den gefährlichsten beginnen.

Umweltministerin Schulze: Ergebnisse sind „besorgniserregend“

Solange Pestizide noch in großem Ausmaß angewendet werden, müssten Bio-Landwirte bei Kontaminationen ihrer Ernte über einen Fonds entschädigt werden, fordert Frank und schlägt vor: „Dieser muss durch zehn Prozent der jährlichen deutschen Umsatzerlöse der Pestizid-Hersteller gespeist werden“. Nach dem Verursacherprinzip wäre das nur gerecht. Bundesumweltministerin Svenja Schulze nahm die Studie entgegen. Sie nannte die Ergebnisse „besorgniserregend“ und lobte, dass die Studie eine wichtige Wissenslücke schließe. Auf konkrete Maßnahmen wollte sie sich in ihrem Statement auf der Pressekonferenz nicht festlegen. Stattdessen verwies sie auf das Ziel der EU, den Pestizidverbrauch bis 2030 zu halbieren.

Die gesamte Studie gibt es hier.

 

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